Menemen oder wie ich die Verfügungshoheit über die Eier verlor

Ein Wochenendeinkauf, der daheim in den Kühlschrank sortiert wird. Ich habe die Bio-Eier und lege sie sorgfältig in die dafür vorgesehene Schale ins Kühlfach. Plötzlich und ohne einen Fehler meinerseits oder eine wahrnehmbare Außenwirkung, fallen Sie runter. Ich habe nichts getan, sie fielen einfach und bildeten eine schöne Spiegeleisauerei auf dem Küchenboden.

 

Mir wurde unterstellt, dass ich fahrlässig mit dem hocheiweißigen Gut umgegangen sei und deswegen die Eier eine kinetische Reise ins Nirwana antraten. Dies verneine ich und dementiere es auch an dieser Stelle! Ich glaube, die Eier waren allesamt Selbstmörder.

 

Vielleicht war es eine eigeschworene Sekte, die den Weltuntergang kommen sah und sich diesem suizidal entfliehen wollten. Das größte Unglück dabei ist, das sie mit ihren selbstzerstörerischen Gedanken die anderen 3 Eier ansteckten und mit ins Unglück rissen. So trug ich die Überreste von 9 armen Seelen zu Grabe. Aber mir glaubt ja keiner und jetzt darf ich die Eier nur am Dienstag zubereiten. Warum Dienstag?

 

Dienstag ist Eiertag, denn da essen wir Eier! Fast jeden Dienstag. Der Grund für diese Tradition ist schlicht und ergreifend, dass wir beide Dienstag spät nach Hause kommen und das Essen schnell serviert werden muss. Meine Frau hatte in der Prä-Corona Ära ihre Sportgruppe, wo es HIIT-Work-Outs gab. Ein Glück, dass es eine Frauengruppe ist. Bei dem Trainingsprogramm, das die Mädels durchziehen, hätte ich mich auf die Knochen blamiert! Also gab es Rühreier, Spiegeleier oder Menemen. Letzteres esse ich gerne und mein Rezept geht so:

  1. Öl erhitzen und Sucuk oder Cabanossi braten
  2. Zwiebeln und jede Menge Knoblauch dazugeben und anschwitzen
  3. Je nach Gusto noch etwas Chili und/ oder Paprika dazugeben
  4. Dann entweder gehackte Tomaten oder Dosentomaten dazugeben und alles köcheln lassen
  5. Zum Abschluss die Eier hineingeben, ich mache es mittlerweile so, dass ich die Eier wie Spiegeleier aufschlage und in der Pfanne versinken lasse
  6. Alles garen lassen, bis die Eier durch sind, abschließend streue ich gerne kurz vor Schluss noch Schafskäse (Bulgarisch) über die Pfanne und lasse den Käse miterhitzen

Zutaten:

  1. 4 Eier
  2. Sucuk oder Cabanossi
  3. 1 Zwiebel
  4. 2 Zehen Knoblauch
  5. 1 Dose Tomaten
  6. Schafskäse
  7. Baguette

Und ja, das ist kein traditionelles Menemen oder Shakshuka oder was auch immer. Aber irgendeinen Namen brauchen wir! Man könnte es auch Misch-Masch nennen, aber das ist ein bulgarisches Rezept. Das auch mit Eier, Paprika, Tomaten und Schafskäse gemacht wird. Aber anders, denn Bulgaren teilen ihre nationale Küche nur ungern mit der Türkischen. Das hat geschichtliche Hintergründe, die außer in Bulgarien eigentlich nur Osteuropahistoriker interessieren. Das Rezept reiche ich der Vollständigkeit  noch nach. Guten Appetit!

Mein Ei, mein Ei, nun ist es entzwei

Ps.: Nach dem mißglückten Aioli-Experiment habe ich allerdings keine Erlaubnis mehr, über die Eier zu verfügen. Ich darf Sie zubereiten, aber nicht anfassen. Die erlaubten Rezepte sind auf Menemen/Shashuk, Rührei oder Spiegelei  begrenzt. Es ist mir nicht erlaubt, die Eier aus dem Kühlschrank zu nehmen oder gar anzugucken. Ei für Ei wird von meiner Ehefrau langsam und behutsam gereicht, damit ich diese unter Argusaugen entsprechend zubereiten darf. Eier werden mir bei Fehlverhalten auch nicht mehr an den Kopf geworfen. Schließlich gibt es ja Kochlöffel, die sind aus Holz oder Metall und gehen nicht so schnell kaputt. 

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