Der vergessene Kürbis

Letztes Jahr, gegen Ende September, beschlossen wir meinen Onkel in Castres zu besuchen. Ein kleines verlängertes Wochenende im Süden Frankreichs genießen und dem Stress der Île de France entkommen.

Mein Onkel hat etwas außerhalb der Stadt gelegen ein kleines Haus mit einem recht großzügigen Grundstück, welches er bewirtschaftet. Er kann damit natürlich kein Geschäft machen, aber für Familie und Freunde reicht es mehr als aus. So erntet er über das ganze Jahr verteilt verschiedene Tomatensorten, Zucchini, Auberginen, Kohl, Bohnen, diverse Obstsorten und Kürbis.

Wir verbrachten also ein schönes Wochenende im Kreise der Familie.

Portugiesische Familie

Schon bei der Hinreise war uns bewusst, dass wir nur das Nötigste einpacken sollten. Das Auto sollte so viel Platz wie möglich haben, wenn wir zurückreisen.

Als Mitglied einer portugiesischen Familie kann ich gewiss sein, dass ich oder andere Familienmitglieder über ein verlängertes Wochenende nicht nur 5 Kilo Körpergewicht mehr mit nach Hause bringen, sondern auch mindestens 50 Kilo an Lebensmitteln. Wir haben ja auch keine Supermärkte vor Ort.

Darunter fällt dann selbst eingekochtes Tomatenpüree, alles an Gemüse, was im Garten zu finden ist sowie Obst, selbst geräucherte Würste, Schinken, frische Steinpilze aus dem Wald usw.

Und eben auch Kürbis. Ein großer Kürbis. Eigentlich zu groß für zwei Personen. Kürbis dessen Sorte nicht identifizierbar ist und von dem wir natürlich auch kein Foto gemacht haben. Schließlich soll ja das anschließende Rezept, universell für jeden Kürbis gelten. Aber es war ein riesiger Kürbis.

Den Kürbis in die Ecke stellen und vergessen!

Natürlich waren wir sehr dankbar über diese Gaben, denn zum einen sparten wir Geld und frischere und qualitativ hochwertige Produkte findet man nirgends. Und ich sage euch: “ Diese Tomaten!”- EIN TRAUM!!! (Dazu aber mehr in einem noch nicht vorhandenen Artikel)

 

Zu Hause angekommen, verstauten wir alles an seinen Platz. Der Kürbis nahm sehr viel Platz weg, sodass wir gezwungen waren diesen zuerst in eine dunkle Ecke im Vorratsschrank zu verstecken. Dort harrte er seinem weiteren Schicksal.

Einige Monate vergingen. Um genau zu sein, es gingen 4 Monate ins Land. Ich wusste ehrlicherweise nicht mehr, dass er überhaupt existierte bis zu unserem Umzug. Da kam er zum Vorschein in seiner ganzen Pracht. Und siehe da… Alles in Ordnung. Nichts passiert. Er ist weder explodiert, noch roch irgendetwas seltsam oder sah komisch aus.

 

Die 4 Monate im Exil haben dem Kürbis überhaupt nicht geschadet. Wir nahmen ihn kurz entschlossen mit in die neue Wohnung. Schnellstens sollte er dort gekocht und verzehrt werden.

 

Es vergingen wieder 2 Monate und der Kürbis wartete immer noch auf seine Zubereitung.

Es war soweit…

Eines Tages im März überkam es mich. Dieser Kürbis wartete nun so lange und ich konnte es nicht mehr ertragen ihn dort vor sich hinvegetieren sehen. Er sah toll aus, aber ich wusste, dass es Zeit war. Es war Zeit ihn von seiner Verzweiflung zu befreien.

Ich schnappte mir diesen Kürbis. Schärfte meine Waffe, schnitt ihn auf. Ein wenig aufgeregt war ich schon, denn nur weil er außen schön war und deliziös aussah, hieß es ja nicht, dass es im Inneren nicht anders hätte aussehen können.

Gottseidank war alles gut. Der Kürbis sah innen genau so lecker aus wie außen. Ein schönes Orange leuchtete mir entgegen. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ich überhaupt machen wollte. Ich schnippelte also einfach drauf los. Entfernte die Schale und Kerne und begann kleine Würfel zu schneiden.

Wie gesagt, es war ein großer Kürbis. So ergab sich eine riesige Menge aus kleineren Würfeln, sodass ich wohl oder übel gezwungen war, zwei Gerichte aus dem Kürbis zu machen. Wir wollten ja nun nicht 2 Wochen an einem Gericht essen. Da ist es schon besser zumindest eine Auswahl zu haben.

Zwei Gerichte, ein Kürbis

Ich entschied mich für einen deftigen Kürbiskuchen und einer leckeren Kürbissuppe.

Kürbiskuchen

Kürbissuppe

Für den Kürbiskuchen gönnte ich mir einen Fertig-Blätterteig aus dem Supermarkt. Natürlich ist es immer besser alles selber zu machen, aber jetzt mal ganz im Ernst… Blätterteig? Unter der Woche? Wer hat denn bitte so viel Zeit, wenn man nebenbei noch Arbeit?

Den gab ich in meine Quiche-Form, rollte ihn aus und stach mit einer Gabel in den Teig. Mehrmals und voller Hingabe. Zugegeben, an diesen Tag war ich sauer auf Matze!

In einer Pfanne schwitze ich mit Butter klein gehackte Zwiebeln, Knoblauch und meine Kürbiswürfel an.

Dies stellt ich zur Seite, um das Ganze etwas abkühlen zu lassen.

Als nächstes nahm ich eine gute Portion weichen Ziegenkäse (dafür eignet sich besonders gut der Türkische) und vermengte die Masse mit knapp 8 Eiern. Bei der Textur unserer Eimasse möchten wir eine große Ähnlichkeit Vanillesoße erreichen. Das ganze wird gesalzen und gepfeffert und viel Schnittlauch vermischt.

Als nächstes verteilt man dann nur noch seine Kürbis-Zwiebel-Knoblauch Mischung auf dem Blätterteig gießt seine Eimasse darüber und streut grob gehackte Walnüsse drüber.

Nun kommt alles in den vorgeheizten Ofen für knapp 45 min. bei 180°C. Bitte ab und an hineinschauen, denn die Walnuss Stücke werden schnell schwarz. Oder man gibt diese einfach später mit dazu, so knapp vor Ende der Backzeit.

Gerne kann man auch ein Holzstäbchen hineinstecken, wenn man ganz sicher sein will, ob die Quiche gar ist.

Die Kürbissuppe geht noch einfacher als der Kuchen. 

Wir schmeißen die Kürbiswürfel, zwei große Zwiebeln, viel Knoblauch (bei mir war es eine ganze Knolle), Ingwer (knapp eine Daumengröße), 2 große Kartoffeln mit einen guten Schuss Olivenöl in einen großen Topf und braten das Ganze schön an.

Abgelöscht wird anschließend mit einer Fleischbrühe. Bei mir war es selbstgemachte Rinderbrühe. Es sollte aber jede Art von Brühe möglich sein, im äußersten Notfall sicher auch Instantbrühe. Schließlich haben wir bei der Quiche nebenan ja auch geschummelt.

Auf jeden Fall bedecken wir unser Gemüse komplett mit der Brühe.

Alles einmal aufkochen lassen und dann auf niedriger bis mittlerer Hitze köcheln lassen und Deckel drauf.

Solange kochen lassen bis das ganze Gemüse weich ist. Nun geben wir noch Thymian mit dazu, Salz (Falls die Brühe nicht schon Salz enthält) und Pfeffer.

Man nehme anschließend den Pürierstab und mixt los. Auch dies tat ich mit Hingabe, denn ich war immer noch sauer auf Matze.

Ich mag es gerne cremig, aber das kann ja nun jeder selber entscheiden, wie er seine Suppe am liebsten hat.

Eigentlich ist diese delikate Suppe damit fertig.

Beim Servieren gebe ich gerne einen kleinen Schuß Kürbiskernöl aus der Steiermark darüber, sowie Ofengemüse vom Vortag.

Reste müssen ja nun schließlich verwertet werden.

Ich muss, glaube ich niemanden mehr erklären, dass Kochen viel mit Geschmack zutun hat, daher ist es immer schwierig genaue Mengenangaben zu machen, was beispielsweise Gewürze oder auch Kräuter angeht. 

Mein Tipp: 

Probiert euch aus und gebt immer erst wenig zu eurem Gekochtem dazu. Man kann immer noch nachwürzen. Seid aber auch mal mutig, denn nur so entdeckt ihr ungeheuerliche Geschmackserlebnisse.

Fazit:

Ich liebe Kürbis! 

 

Ich weiß, dass sage ich bei jedem Lebensmittel, aber es ist wahr. Er lagert sich super lange, es gibt tausend verschiedene Sorten (800 um genau zu sein), er ist vielfältig und einfach zuzubereiten, man kann ihn einfrieren und vor allem schmeckt er eigentlich immer!

 

Das allerwichtigste ist: Er ist nicht beleidigt und stinkt, wenn man ihn mal vergisst!

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