Bali – Gunung Batur – Der Tag der Wahrheit

Rrrrrrrring! Rrrrrrrrring!

Das Klingeln meines Weckers riss mich aus meinem gefühlten längsten Alptraum aller Zeiten. 

Ich träumte von einem sehr gefährlichen, nächtlichen Roadtrip durchs Gebirge, bei dem ich fast mein Leben verlor.

Als ich mit geschwollenen Augen mein Handy suchte, um den Alarm auszuschalten, realisierte ich, dass es doch kein Alptraum war. Zwei Stunden und 30 Minuten waren vergangen, als ich dem Tod ins Auge blickte.

Zwei Stunden und 30 Minuten, in denen ich noch einmal in Angstschweiß badete. Wie konnte man aber auch erwarten, dass ich nach so einer kurzen Nacht, klar im Kopf war.

Es ging also ans Eingemachte!

Zähne geputzt, angezogen und ein kleines Frühstück haben wir zu uns genommen und schon waren wir startklar gewesen. Nun hieß es mein Freund und ich gegen den Riesen, Gunung Batur.

Ich wusste sehr wohl, was auf mich wartete und Freude kam da nicht ganz so wirklich auf.  Für meinen Partner war es das erste Mal gewesen und er wusste nicht worauf er sich einließ.

Während wir also an der Rezeption auf unseren Guide warteten, versuchte ich mich mental auf die bevorstehende Tortur vorzubereiten. Natürlich leise für mich, denn ich wollte meinen Freund nicht verschrecken.

Ganz besonders wollte ich mir den Sonnenaufgang in Erinnerung rufen, der am Ziel auf mich wartete.

Das Ziel?

1717 m wollten wir besteigen. Den zweitgrößten Vulkan auf der Insel Bali bezwingen und den Sonnenaufgang unseres Lebens bewundern.

Eine kleine, klitzekleine Sporteinheit, um stolz wie Bolle und halb Tod am Krater des Vulkans anzukommen, um dann anschließend schweißgebadet, romantische Erinnerungsfotos zu schießen. Schnell noch beim Abstieg unsere nächsten Verwandten, die Bergaffen besucht, mit denen wir unser Frühstück teilten und schon war die Tat vollbracht.

 

Los geht's!

Unser Guide gab uns jeweils eine kleine Taschenlampe in die Hand und wir machten uns auf dem Weg.

In absoluter Dunkelheit marschierten wir knapp 20 Minuten bis wir am Fuße Baturs angelangt waren. Das wir dort schon an riesigen Chilifeldern vorbei liefen bemerkten wir gar nicht, da die Dunkelheit alles verschluckte und unser Licht gerade einmal eine Reichweite hatte, welche für den nächsten Schritt ausreichte.

Eigentlich war ich dort schon außer Atem, aber das konnte ich natürlich niemandem sagen.

Ich war sehr glücklich, als unser Guide an einem kleinen Tempel hielt, um schnell die Gottheiten, um Schutz zu bitten. 

2 Minuten durchatmen ohne Aufmerksamkeit zu erregen und mir die Blöße geben, jetzt schon erschöpft zu sein.

Das lag natürlich an der kurzen Nacht und dem Schlafmangel und nicht an meiner fehlenden Kondition.

Es fing eigentlich recht angenehm an mit einem sogenannten Spaziergang durch den Wald. Ein wenig Anstieg war zu vernehmen, aber der Boden war schön weich und man federte sozusagen etwas ab. Wirklich anstrengend war hier nur die Dunkelheit und die schwere und drückende Luft, die durch das Laubdach der Bäume nicht entweichen konnte. 

Ich behaupte, dass das für jeden Menschen zu schaffen ist.

Trotzdem war ich bei der ersten Pause völlig nassgeschwitzt und brauchte meine erste Dosis Ventolin. 

 

 

Keine Worte können beschreiben, was ein Bild aussagen kann.

Ein wenig doof kam ich mir schon vor, als wir die ersten ebenso waghalsigen Menschen begegneten, denen aber so gar keine Anstrengung anzumerken war. Die machten auch keine Pause, sondern spazierten fröhlich an uns vorbei, als ob diese Tour als morgendliche Sporteinheit ein Witz wäre.

Es ging weiter. Und zwar so richtig. Sandig und felsig und alles landetet in den Schuhen. 

Wir mussten ungelogen fast alle 10 Minuten ein  kleines Päuschen einlegen und durchschnaufen. 

Nicht zu vergessen, dass wir auch noch Zeitdruck hatten, da wir ja den Sonnenaufgang sehen wollten. Also hatten wir nicht nur die körperliche Anstrengung, sondern mental war das auch nicht ohne. 

Wir waren so langsam, dass wir doch des öfteren andere „Spaziergänger“ passieren lassen mussten, um keinen Stau zu verursachen, denn der Weg war eng, gefährlich und steil.

Unser Guide erzählte uns, dass er diese Tour teilweise zweimal am Tag machte und am Nachmittag noch auf den Feldern seiner Eltern aushalf, dabei zog er mich einige Felsen hoch.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass er noch unser Frühstück in seinem Rucksack mit sich schleppte. 

Durch die Dunkelheit und der weit entfernten Zivilisation hatten wir einen wunderschönen Sternenhimmel, den wir uns in fast jeder Pause und das waren viele, anschauten und bestaunten.

Nach einigen Nahtoderfahrungen kamen wir schließlich doch am Gipfel an.

Gerade noch rechtzeitig, denn die Sonne ging gerade auf.

Ich kam mir vor eine Mutter, die gerade ihr Kinde geboren hat (Glaube ich zumindest, habe ja noch keine Kinder). Alle Anstrengungen waren im Nu vergessen, denn die Aussicht, die sich uns bot, war nicht zu übertreffen.

In unendliche Ferne konnten wir blicken und einen Sonnenaufgang vom Feinsten genießen. Es war einfach mal wieder unbeschreiblich schön. Hinzu kam das Gefühl der Stolzheit, denn wieder einmal hatte ich es geschafft.

Wir machten die romantischen Fotos, die bei den anderen trainierten Menschen irgendwie schöner aussahen und nahmen unser Frühstück ein, wobei wir wirklich aufpassen mussten, dass wir nicht leer ausgingen, da die Bergaffen auch Hunger hatten. Es gab leckeres Bananenbrot und im heißen Dampf des Vulkans gekochte Eier.

Ich weiß nicht warum, aber diese gekochten Eier schmecken viel besser als zu Hause gekochte Eier.

Nach dem Frühstück ging es noch einmal um den Krater herum, was weniger waghalsig war, allerdings trotzdem recht gefährlich, denn von Sicherheitsvorkehrungen hat in diesem Land noch keiner was gehört.

Ein schmaler Pfad keine Abgrenzung, die einem vor einem Sturz retten würden und links und rechts ging es steil bergab. Gott sei Dank war es Nacht als wir aufstiegen, denn ansonsten hätte mein Freund auf dem Absatz wieder kehrt gemacht.

Der Abstieg

Von Absteigen kann eigentlich nicht wirklich die Rede sein. Würde nämlich heißen, dass man Schritte machen würde. Wir hingegen sind nur runtergerutscht, denn der Boden war sandig und nicht stabil. Geröll rutschte unter unseren Füßen und der „Abstieg“ war fast etwas anstrengender und gefährlicher als der Aufstieg, denn festhalten konnte man sich hier nirgends.

Das Kuscheln mit den Bergaffen lenkte uns ein wenig ab, auf dem halben Weg, denn natürlich machten wir auch hier viele Pausen. 

Länger als geplant hatten wir unsere Freude mit den Affen, da wir regelmäßig bestohlen wurden sind. Somit hatten wir schlussendlich auch kein Wasser mehr, um den weiteren Abstieg zu überleben.

Pausen waren beim Abstieg sowieso keine so gute Idee gewesen, denn je länger wir brauchten, umso heißer wurde es und ohne Wasser war das wirklich kein schönes Erlebnis.

Die Sonne hatte keine Gnade mit uns und wir schwitzten was das Zeug hält.

Muskeln wurden beansprucht, von deren Existenz ich nicht einmal etwa wusste.

Und schnell waren auch die Bilder von dem schönen Sonnenaufgang vergessen. Zumindest für die Zeit des Abstiegs oder sollte man lieber sagen des Abrutschens.

Ein oder fünfmal landeten wir auch wirklich sehr elegant auf unserem Allerwertesten und konnten froh sein, dass nichts schlimmeres passierte.

Auch hier erzählte uns unser Guide, dass hier schon viele Unfälle passiert sind und das nächste Krankenhaus nicht unbedingt um die Ecke sei.

Manchmal frage ich mich, ob die Menschen einfach nur ehrlich sind oder einem schon ein wenig Angst machen möchten.

Ich kann man mir aber sehr gut vorstellen, dass hier der eine oder andere nicht lebendig zu Hause ankam.

Fazit

Natürlich würde ich es immer wieder tun. und das nächste Mal, sollten wir wieder auf Bali landen, dann habe ich mir fest vorgenommen, den Gunung Agung zu besteigen. Ansonsten wird es der Bromo auf Java sein. Auch meinem Freund hat es gefallen, auch wenn er mich zwischendurch hätte erschießen können, war er am Ende glücklich gewesen.

Ein wenig Glückseligkeit findet man auf diesen Vulkanen und man fühlt sich irgendwie anders.

Da sind wir hoch! Sieht gar nicht so hoch aus 🙂

Ich kann nur jedem Empfehlen eine solche Tour einmal in seinem Leben gemacht zu haben. Ich garantierte euch, dass es dann nicht die letzte sein wird, aber die Erfahrung ist einzigartig und mit nichts zu vergleichen.

Was sind eure Erfahrung mit Vulkanbesteigungen und seid ihr auch schon auf dem Gunung Batur gewesen?

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