Bad Salzuflen. Teil 2 – Klein, aber Oho!

Bad Salzuflen ist im nordrheinwestfälischen Kreis Lippe beheimatet und eine allergikerfreundliche Kommune. Auf jeden Fall gutes Marketing. Durch ihre zentrale Lage zwischen pulsierenden Metropolen wie Bielefeld (eine Stadt, die unbewiesenermaßen nicht existiert), Detmold und Herford, kann Bad Salzuflen stolz von sich behaupten: Es passiert hier absolut gar nichts! Und alle anderen Fakten findet ihr bei Wikipedia. Dazu ist es schließlich da!

 

Nichts? Nein! Es gibt viele tolle Sachen!

So wird die Bevölkerung von der Stadtverwaltung dazu ermutigt, sich etwas sportlich zu betätigen. Das senkt erwiesenermaßen Übergewicht und schlechte Laune. 

Und so entschleunigt man gezwungendermaßen vor sich hin. Die Bewohner hätten die Langsamkeit mit Sicherheit für sich entdeckt, wäre diese nicht wie ein Jet mit Schallgeschwindigkeit an ihnen vorübergezogen. Die Bewohner können dann in ihrem natürlichen Habitat beim Altern beobachtet werden. Vorzugsweise in einem der Cafes oder abends in einen der vielen italienischen oder griechischen Restaurants. Wer morgens sein Happy Meal im örtlichen McDonald’s nascht, bestellt abends seinen Seniorenteller in einen der wirklich zahlreichen italienischen Restaurants im Dunstkreis der Kuranstalten mit extra weicher Pasta.

Tagsüber gibt es die Gelegenheit, sich die Innenstadt anzusehen. Da gibt es einige schöne alte Häuser, die auch sehr fotogen sind. Diese Häuser sind nicht nur schön, sondern auch sehr alt. Dennoch können sich einige Einheimische erinnern, wie sie gebaut wurden.

Doch nicht nur Wanderer mit einem fotogenen Auge kommen auf ihre Kosten. Was ist mit den Kurgästen, die ihrem Alltag entfliehen möchten oder an akuter Unterhopfung leiden? Man geht Mittwochs zwischen 14 und 15 Uhr zum betreuten Trinken. 

Als Berliner leidet man schnell an Frischluftvergiftung außerhalb der Stadt. Meiner Lunge fehlt die wohltuende Kombination aus Feinstaub, Abgasen und zu vielen Menschen. Außerdem leidet mein Geruchsinn, denn ich kann auf den Straßen weder Gras noch schales Bier riechen. Und weit und breit kein Uringestank. Die Straßen und Fußgängerwege sind nicht voll. Keiner stößt mit einen Ellbogen ins Kreuz, um zur U-Bahn zu gelangen. Körperlich äußerte sich dieser Mangel mit psychosomatischen Kopf- und Gliederschmerzen und ich benötigte nach 2 Tagen selber einen Kuraufenthalt. 

Aber Kuraufenthalte muss man sich schon einklagen, so schnell bekommt der gemeine Kassenpatient das nicht bewilligt. Alternativ suchte ich das weltberühmte Gradierwerk auf, um mich mit wohltuenden Dämpfen zu benebeln. Ich könnte erklären, was ein Gradierwerk ist, ist aber zu kompliziert. Hier könnt ihr es selber nachlesen.

Gradierwerk Bad Salzuflen
Mit Aerosolen kennt sich Bad Salzuflen schon lange aus!

 Samstags gibt’s einen Wochenmarkt wo frische Bio-vegane laktosefreie auf Sojabasis hergestellte Hühnereier aus Freilandhaltung zu Fair-Trade-Preisen verkauft werden. 

Traurig, Anstehen für Putenrollbraten. Und das 30 Jahre nach der Wende!

Aber die Schattenseiten gibt es auch im beschaulichen Heilbad. So werden unbequeme Kurgäste auch schnell turbokapitalistisch an den Nächstkaufenden verhökert:

Und leider hält auch hier die Gentrifizierung Einzug. Alte Institutionen müssen geldgierigen Immobilienhaien weichen, seitdem in Berlin der Mietendeckel beschlossen wurde:

Kirche, die zum Verkauf steht

Dar war mein Bericht von Bad Salzuflen. Viel mehr gibts auch nicht zu sagen. Der Vollständigkeit halber könnt ihr unten ein schlechtes Foto vom Kaiser- Überraschung, die hießen fast alle – Wilhelm-Denkmal.

Kaiser-Wilhelm-Denkmal

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